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06. Dezember 2019

Manipulation von Doping-Daten: Sanktionen gegen Russland?

Am Montag den 09.12.2019 fällt die Entscheidung, ob das Exekutivkomitee der Welt-Anti-Doping-Agentur „Wada“ Sanktionen gegen Russland verhängen wird. Grundlage für das Urteil sind die Empfehlungen des unabhängigen Compliance Review Committee CRC. Im Falle einer Verurteilung, würde Russland für vier Jahre weitestgehend vom Weltsport ausgeschlossen werden.

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Worum geht es?

[jr] Anfang des Jahres übergab Russland der Wada manipulierte Doping-Daten aus den Jahren 2012 bis 2015 aus dem Moskauer Labor und zeigt sich somit unbelehrbar. Aus forensischen Untersuchungen ergab sich, dass etliche mutmaßliche positive Analyseergebnisse aus der Kopie der Datenbank entfernt und die dazu gehörenden Rohdaten sowie PDF-Dateien gelöscht oder abgeändert worden. Experten ermittelten. Laut Wada sind einige Befunde und Beweise 2016 oder 2017 beseitigt worden. Weitere Änderungen beziehungsweise Löschungen wurden im Dezember 2018 und Januar 2019 vorgenommen. Das unabhängige Prüfkomitee CRC der Wada sieht die Manipulation der Dopingdaten als nachgewiesen an. Am Donnerstag sprach der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Thomas Bach in Lausanne von „mutmaßlich 145 Fällen“ und erklärte „Der Wada-Beschluss ist für uns bindend.“ Diese Aussage kommt überraschend, denn Bach gilt seit Jahren als Putin-freundlich.

Verbot für Olympische Spiele?

Die russische Anti-Doping-Agentur Rusada soll auf Empfehlung des CRC erneut und für vier Jahre suspendiert werden. Das bedeutet Russland darf in dieser Zeit nicht als Gastgeber fungieren und sich auch nicht für eine Ausrichtung großer Wettkämpfe bewerben. Zudem werden bereits an Russland vergebene interantionale Sportveranstaltungen entzogen. Dementsprechend wird dem Land eine Kandidatur für die Olympischen Spiele 2032 verboten. Es steht daher auch eine Sperre Russlands für die Sommerspiele 2020 in Tokio und die Winterspiele 2022 in Peking im Raum. Nur einigen der Verantwortlichen, also Regierungsvertretern, wird die Teilnahme an Olympischen Spielen und die Ausübung von Ämtern im Weltsport während der vier Jahre untersagt. Die Rusada muss zudem 100 000 Dollar für die Wada-Ermittlungen aus eigener Tasche zahlen.

Neutrale Athleten

Sportler des Landes dürften während dieser vier Jahre nicht unter der russischen Fahne, sondern nur als neutrale Athleten starten. Das heißt, dass auch weiterhin große russische Teams, wie 2016 in Rio de Janeiro und 2018 in PyeongChang antreten werden. Von einer absoluten Verbannung Russlands aus dem Weltsport im Falle einer Verurteilung kann also nicht die Rede sein. Am kommenden Montag entscheidet sich nun genau, welche Events von den Sanktionen betroffen sein werden.

Fußball-EM 2020

Laut Wada sollen die vorgeschlagenen Sanktionen keine Auswirkungen auf die geplanten Spiele der Fußball-EM 2020 in St. Petersburg haben. Die Erklärung hierfür: Eine Europameisterschaft für den europäischen Verband UEFA ist ein regionales/kontinentales Sportereignis. Der Vorstand der Nationalen Anti Doping Agentur Deutschland (NADA) Lars Mortsiefer zeigte sich überrascht, dass in einer so frühen Phase Dinge ausgeschlossen werden. Offen ist allerding noch, ob der Bann für das Champions-League Finale 2021 in St. Petersburg gelten könnte.

Zukunftsaussichten

Nach dem Urteil hat die Rusada 21 Tage Zeit, um die Suspendierung zu akzeptieren. Falls sie dies nicht tut, wird der Fall an den Internationalen Sportgerichtshof CAS übergeben. Dessen Urteil ist in letzter Instanz verbindlich. Jedoch kann die Verhandlung dort viel Zeit in Anspruch nehmen. Dementsprechend ist unklar, ob der CAS vor den Sommerspielen in Tokio 2020 entscheiden würde. Der Sprecher der Athletenkomission im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) Max Hartung ist davon wenig begeistert. Gegenüber der DW betonte er: „Ich erwarte, dass das, was an Sanktionen beschlossen wird, auch konsequent durchgezogen wird. „Genauso wie von uns Sportlern gefordert wird, uns an Regeln zu halten, muss das umgekehrt auch für Verbände und Länder gelten.“ Russland zeigt sich jedoch uneinsichtig. Stanislaw Posdnjakow, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Russlands sagt: „Eine Strafe ist aus rechtlicher und logischer Sicht inakzeptabel“.

Quellen:

DW.com

Spiegel Online

Wada