Training
Leistungslust Juni 2022

Trainingspädagogische Perspektiven im Krafttraining

Zur Handlungsorientierung für die Planung und Durchführung des sportlichen Trainings dienen die Trainingsprinzipien und Trainingsmethoden, die sich aus allgemeinen Gesetzmäßigkeiten und Anpassungsprozessen gebildet haben (1). Für die Gestaltung eines zielorientierten Trainings ist die primäre und sekundäre Zielsetzung, gepaart mit objektiven Kriterien, essenziell. Einfach gesagt: Welches Ziel soll durch Training erreicht werden und wie ist es zu messen?

Ein Beitrag von Thorsten Schröer und Max Kaplan
Lesezeit: ca. 8 Minuten
ruigsantos / shutterstock.com

Ziele des Krafttrainings. Training definiert sich als „planmäßige, systematische und nachhaltige Realisation von Trainingszielen und Trainingsmethoden im und durch den Sport“ (2). Grundsätzlich stellt die Kraft die elementare Grundlage für jede Bewegung des Menschen dar. Deshalb können „sportliche Leistungen […] ohne ein Mindestmaß an motorischer Kraft nur begrenzt realisiert werden“ (3). Die Kraft zählt zu den motorischen Fähigkeiten und kann durch individuelles, regelmäßiges Krafttraining gesteigert werden.Die Ziele von Krafttraining beziehen sich u. a. auf die Steigerung der sportspezifischen Leistungsfähigkeit, die Verletzungsprophylaxe und die Rehabilitation durch schnellere Wiederherstellung von Muskel- und Gelenkfunktionen. Weitere Ziele sind Voraussetzungen für den Erhalt von Lebensqualitäten im Alter, die Steigerung von Selbstbewusstsein und Sicherheitsgefühl aus ästhetischer Zufriedenheit sowie die Erhöhung von Stoffwechselaktivität und Energieumsatz in Ruhephasen (3). Im Kontext des Beitrags stellen wir exemplarisch zwei zentrale Trainingsziele vor, die sich über das Rahmenkonzept des Belastungs-Beanspruchungs-Modells (4) zwischen innerer und äußerer Trainingsbelastung bzw. -beanspruchung verorten lassen. Die nachfolgende, exemplarische Vorstellung der Trainingsziele wird unter einer pädagogischen Perspektive vorgenommen.

Trainingsziel 1: motorische Ebene

Hier geht es um die Verbesserung der Kraftfähigkeiten. Kraft tritt in Abhängigkeit der jeweiligen sportmotorischen Handlung in unterschiedlichen Erscheinungsformen auf. Die Maximalkraft ist die höchstmögliche Kraft, welche durch das Nerv-Muskel-System bei maximaler Anspannung erzeugt werden kann. Des Weiteren wird sie als Basiskomponente für alle Erscheinungsformen der Kraft und der Muskelarbeitsweisen beschrieben (5). Die Schnellkraft bezeichnet die Fähigkeit, hohe Kräfte möglichst schnell zu entfalten. Als eine besondere Form der Kraft wird die Relativkraft bezeichnet. Ihre Leistungen werden im Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus realisiert und beruhen auf der bestmöglichen Kopplung exzentrischer und konzentrischer Muskelaktionsformen (3). Die Kraftausdauer bezeichnet die Fähigkeit, einen möglichst großen Kraftimpuls oder eine Impulssumme innerhalb eines definierten Zeitraums (z. B. Belastungsdauer – Wiederholungszahl) gegen eine höhere Last erbringen zu können (5). Einen weiteren wichtiger Aspekt bilden sowohl die intermuskuläre als auch die intramuskuläre Koordination. Beide informationsbezogenen Aspekte des Krafttrainings gelten als trainierbar und gehen im Rahmen des Krafttrainings mit Maximalkraftsteigerung einher (6). Entscheidend für die Ausführung von kraftvollen Bewegungen ist die Arbeitsweise der Muskulatur. Sportliche und alltagsmotorische Bewegungen treten als auxotone Kontraktionen (Mischformen) auf, weshalb die Muskelarbeitsweisen vorrangig dynamisch stattfinden. Die dynamische Arbeitsweise der Muskulatur wird vorwiegend kurz und schnell, im Wechsel mit Entspannungsphasen und gegebenenfalls auch ausdauernd, ausgeführt (5).

Lies den vollen Artikel in