Spezialisierung ist der Schlüssel – Entwicklungschancen der Fitnessbranche
Mit Bodystreet haben Matthias H. Lehner und seine Frau Emma ein sehr erfolgreiches Franchise-System im deutschen Fitnessmarkt etabliert. Mikrostudios sind für Lehner nach wie vor ein Wachstumssegment der Branche – und das über die Landesgrenzen hinweg. Im Interview verrät der 51-Jährige, welche Entwicklungen er für die Fitnessbranche erwartet, warum Bodystreet zukünftig auch international agieren möchte und von welchen Unternehmen man sich etwas abschauen kann.
Herr Lehner, wie sehen Sie allgemein das Mitgliederwachstum der Fitnessbranche in Deutschland?
In Deutschland sind ja etwa zehn Millionen Menschen in Fitnessstudios angemeldet, jedes Jahr kommt etwa eine halbe Million dazu. Der Deutsche Fitnessverband geht davon aus, dass die nächsten Jahre konstant ein Wachstum von fünf bis sechs Prozent stattfinden wird; ich teile diese Meinung. Aber es gilt die Diversifikation: Immer mehr Menschen melden sich in sogenannten Special-Interest-Studios an, wo sie vermeintlich genau das finden, was sie suchen. Auf der anderen Seite ist aber auch der Discount, der – Stand heute – noch einen erheblichen Teil zum Wachstum beiträgt. Und der ist nicht immer nur böse: Er sorgt vielleicht sogar dafür, dass sich Menschen in ein Studio begeben, die sich sonst gar nicht bewegen würden. Dadurch wächst der Markt nach wie vor. Aber auch hier ist irgendwann einmal Schluss. Ein weiteres Problem ist: Wenn irgendwo ein Discount eröffnet, dann macht in der Regel irgendwo auch ein normales Fitnessstudio zu. Es gibt keinen großen Absatzmarkt mehr, aber die Anlagen schaffen immer größere Kapazitäten.
Welche konkreten Entwicklungschancen sehen Sie in der Branche?
Wir merken durch die Internationalisierung, die bei uns auf der Idee beruht, für die Mitarbeiter Perspektiven zu schaffen, dass die Entwicklung prächtig verläuft. Das Einkaufsverhalten der Engländer ist ähnlich wie in Deutschland. Wir wissen aber auch, dass es Menschen gibt, für die kommt Bodystreet einfach nicht infrage. Ich glaube, dass sich die gesamte Fitnesswirtschaft dann sehr prächtig und positiv weiterentwickeln wird, wenn die Angebote vielfältiger werden. Auf der einen Seite wird eine gewisse Spezialisierung zu weiterem Wachstum führen. Und mit Spezialisierung meine ich nicht eine Spezialisierung auf ein Produkt, sondern auf eine bestimmte Zielgruppe – auf Profisportler, auf muslimische Frauen, auf Kinder, auf Senioren, auf Menschen mit wenig Zeit, was auch immer. Denn durch eine Spezialisierung fängst du als Unternehmer an, Dinge besser zu machen als andere. Das merkt der Kunde, der Mitarbeiter findet das toll, er ist stolz, ein Teil davon zu sein. Wenn er stolz ist, ist er motiviert und begeistert den Kunden, die Dienstleistung wird besser – das ist eine Kettenreaktion. Und ich glaube, wenn du heute als Unternehmer Verantwortung übernimmst, dann wird das von den Stakeholdern wahrgenommen. Man kommt heutzutage nur mit der ernsthaften Übernahme von Verantwortung weiter, davon bin ich fest überzeugt.